Die Blätter fallen von den Bäumen, die Temperaturen sinken langsam, aber stetig. Und wer gestern noch Appetit auf leichte Kost und leckeres Eis hatte, dem steht der Sinn heute schon nach deftigen Gerichten. Nach Eintöpfen zum Beispiel. Oder eben auch leckeren Kohlrouladen.
Über deren Zubereitung gibt es sicherlich mehrere Meinungen und Rezepte. Meist geht es darum, aus welcher Kohlsorte sie hergestellt werden. Die, die sich am wenigstens dazu eignet, ist sicherlich der Rosenkohl. Kleiner Scherz am Rande.
Ich kann mich nicht einmal daran erinnern, aus welchem Kohl meine Mutter die Rouladen machte. Ob aus Weißkohl oder Wirsing, den ich bevorzuge.
Erstens lassen sich die Blätter, wie ich finde, besser und leichter verarbeiten als die vom Weißkohl. Zweitens schmecken sie mir auch besser. Und drittens bilde ich mir ein, dass Wirsing nicht ganz so extrem riecht, wenn man ihn zu bereitet.
Eine weitere Glaubensfrage ist wohl die, ob die Rouladen, wie auf dem Foto, mit Faden gebunden werden oder ob man Rouladenringe bevorzugt, die ich auch eine Zeit lang benutzte. Zwischenzeitlich bin ich jedoch wieder zu der alten Herstellungsmethode des Bindens zurückgekehrt. Die Ringe verrutschen oft, wenn die Rouladen schmoren und dabei etwas einschrumpfen. Und das kann zur Folge haben, dass beim Wenden der Rouladen diese aus den Ringen herausrutschen und sich in ihre Bestandteile auflösen. Ausserdem gehört zu einer Kohlroulade eben der Faden, basta. Und nicht so ein neumodischer Tüddelkram.
Rezept und Zubereitung:
Ich nehme vom Kohlkopf die äußeren, großen Blätter und einige kleine, die ich nach und nach in gesalzenem, kochendem Wasser blanchiere und anschließend kurz kalt abschrecke, damit die Farbe erhalten bleibt. Aus Mett, Zwiebeln, Ei, Petersilie, Paniermehl (oder altem Weißbrot oder Brötchen) wird eine homogene Masse hergestellt und mit Pfeffer, Salz und etwas gemahlenem Kümmel gewürzt.
Nun werden jeweils ein großes und ein kleines Kohlblatt aufeinandergelegt, etwas Mettmasse in Klopsform daraufgegeben. Danach beginnt die große Kunst des Wickelns, bei der ich ähnlich vorgehe wie bei der Zubereitung von gefüllten Weinblättern. Im Unterschied zu denen steht am Ende die “Fadentechnik” des Bindens. Nicht immer ganz einfach, aber nach der dritten oder vierten Roulade, unter dem lohnt es sich nicht, damit anzufangen, klappt es dann wie geschmiert.
Die Rouladen kommen in einen großen Topf, in dem ich bereits Margarine erhitzt habe, und werden von allen Seiten langsam und vorsichtig angebraten, denn nichts ist schlimmer, als wenn der Kohl anbrennt. Glaubt mir, ich weiß wovon ich spreche. Dann gibt man gehackte Zwiebeln, Pimentkörner und etwas Flüssigkeit dazu (Brühe oder einfach Wasser) , fügt Speckstreifen auf die Rouladen, legt den Deckel auf den Topf und lässt sie ca. 45 Minuten weiterschmoren. Hin und wieder während des Schmorens in den Topf sehen und evtl. Flüssigkeit dazugeben.
Zum Schluß nehme ich die Kohlrouladen aus der Soße, püriere diese wegen der Zwiebeln kurz durch, erhalte eine fantastische Bindung und kann dadurch auf künstliche Soßenbinder oder ähnliches gut verzichten.
Jetzt nur noch die Soße mit Pfeffer und Salz abschmecken, Rouladen wieder dazugeben, noch einmal kurz heiß werden lassen und mit Kartoffeln servieren.
Die Zubereitung macht ein wenig Arbeit, dafür ist das Gericht superlecker. Und genau das Richtige für diese Jahreszeit.
Der restliche Kohlkopf wird am nächsten Tag zu Schmorkohl verarbeitet, d.h. klein geschnitten, mit Speck und Zwiebeln geschmort, lecker gewürzt und mit einer Bratwurst oder einer Frikadelle auf den Tisch gebracht. Dazu passen gekochte Kartoffeln oder auch Bratkartoffeln.
Wer auf den Geschmack gekommen ist, sollte hier kräftig zu langen. Die Bilder gibt es kostenlos und garantiert kalorienarm.
Dafür stehen wir mit unserem Namen 😉
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27. Oktober 2010 um 00:33
also meine oma hat kohlrouladen grundsätzlich mit wirsing gemacht. ich kenne die gar nicht anders 🙂
und ich glaube, die argumente dafür waren auch dieselben: lassen sich besser wickeln, weil der strunk nicht so fies ist und riechen nicht so stark.
schöner beitrag 🙂
25. November 2010 um 22:38
Danke. Macht auch immer wieder Spaß 🙂
16. März 2011 um 18:51
inspiriert durch diesen schönen beitrag gabs bei mir heute wirsingrouladen. ich hab sie zum allerersten mal gemacht. erst habe ich suppengrünschalen ausgekocht, das suppengrün kam gehäckselt zum fleisch (ich mache fast alle hackfleischgerichte, auch hackbraten mit gemüseanteil, weil das so schön würzig schmeckt). ich hab die rouladen allerdings nicht gebunden, sondern nur auf die naht gelegt und in den ofen getan. dann die schalenbrühe angegossen und sie später einmal gewendet. waren saulecker, aber viel zu viele (wir sind ja nur zu zweit). die sauce habe ich mit kalter butter montiert, sie schmeckt einfach großartig! ich freue mich, daß trotz null erfahrung das alles so schön geklappt hat. danke nochmal für das schöne rezept!
16. März 2011 um 20:49
Diese Variante werde ich auch mal ausprobieren 🙂 hört sich sehr gut an. Kohlrouladen werden immer viel zu viel, können aber gut eingefroren werden und schmecken auch danach noch wieder saugut.